Zwischen Himmel und Erde - Wald sorgt für unser Wasser

Weltwassertag am 22.März

Ausgeklügelte Wassergewinnung im Stadtwald Augsburg. Quelle: Stadt Augsburg

Mehr (Laub)Wald = mehr Wolkenbildung und mehr und besseres Trinkwasser. Quelle: R.S.Täding

Laub- und Mischwälder verbessern den Wasserhaushalt. Quelle: Gasparini

(Berlin) Zum heutigen Weltwassertag weist der Bund Deutscher Forstleute auf die Bedeutung des Waldes für unser Wasser hin.

 

„Wälder haben mehr Einfluss auf die Bewegungen des Wassers zwischen Himmel und Erde, als man gemeinhin denkt“, so der BDF-Bundesvorsitzender Ulrich Dohle. „Die Wasserverdunstung über Wald sorgt nicht nur für Kühlung, sondern für effektive Wolkenbildung und Niederschlag über Land.“

 

Diese „fliegenden Flüsse“ wirken zum Teil über Kontinente - oder eben nicht, wenn die Wolkenbildung durch fehlenden Wald unterbrochen wird. „Damit mehr Wasser auch die Erde, also den Waldboden, erreicht, brauchen wir den Waldumbau zu Mischwäldern mit deutlich höherem Laubbaum-Anteil“.  So Dohle weiter. „Die sogenannte Wasserspende ist unter Laubbäumen deutlich höher als im reinen Nadelwald, hier gibt es für uns Förster und Försterinnen also noch viel zu tun.“

 

Wenn das Wasser den Waldboden erreicht hat, kann es effektiver versickern und gespeichert werden, wenn Bodenverdichtung durch übermäßige Befahrung vermieden wird. Darüber hinaus kann eine gezielte Förderung der Bodenlebewesen für mehr Speichervolumen im Waldboden, also für mehr Trinkwasserbildung und mehr Schutz vor Sommerdürre, sorgen. „Ein tolles Beispiel ist unser aktuelles Waldgebiet des Jahres, der Augsburger Stadtwald“, erläutert Dohle. „Im Auwald des Lechflusses sorgen seit dem Mittelalter entwickelte Systeme für die Möglichkeit, sauberes Trinkwasser zu entnehmen und bis heute den Wasserbedarf der Augsburger vollständig zu decken.“

 


 

Hintergrund:

  • Wasserrecycling und Wolkenbildung über Wald

Wenn es zutrifft, dass etwa vierzig Prozent der Niederschläge auf der Landoberfläche auch an Land entstehen, davon 60 bis 80 Prozent durch die Verdunstung von Pflanzen, dann bekommt der Pflanzenbedeckung unserer Landschaften eine viel größere Bedeutung. Wälder spielen dabei eine besondere Rolle als Erzeuger von Wasserdampf – und sie geben, was kaum bekannt ist, sogenannte biogene Aerosole ab, die als Kondensationskern für die Bildung von Wassertropfen in Wolken notwendig sind. Die Verdunstung über Land, die zur Wolken- und Niederschlagsbildung hängt wesentlich von Waldflächen ab, die in den letzten Jahrhunderten in großem Maßstab verloren gingen. *

 

  • Was sind fliegende Flüsse?

Die großen Wassermengen, die Bäume bzw. Wälder verdunsten, gehen nicht verloren. Neben der Kühlwirkung vor Ort, speisen sie Wolken, die als sogenannte „fliegende Flüsse“ um die Welt ziehen und in bis zu kontinentalen Maßstäben die Niederschlagsbildung beeinflussen. *

Bekannt ist der Verlust an Niederschlägen durch Waldrodung im brasilianischen Regenwald, wodurch die stetige Neuverdunstung und Wolkenbildung unterbrochen werden. **

 

  • Wasserspende Laubbäume

Die Wasserbilanz von Laubbäumen und Wäldern mit hohem Laubbaumanteil ist besser, als die von Nadelwäldern. Das betrifft sowohl die Menge der Wasserinfiltration (wie ein Versuch in NRW von 1974 bis 1998 ergab ***) als auch die Qualität. **** Die Art des bundesweiten Waldumbaues und die Baumartenwahl der aufzuforstenden Waldschadensflächen haben dadurch auch besonderen Einfluss auf den Wasserhaushalt.

 

  • Wasserspeicher und -filter Waldboden

Die Filterwirkung und der Wasserspeicher Waldboden kann durch geeignete Maßnahmen und Rücksichtnahme beeinflusst werden. ***

„Der Waldboden hat vielfältige Aufgaben und Nutzen, auch für den Menschen: Er saugt wie ein Schwamm den Regen auf und lässt das Wasser nur langsam in die tiefen Bodenschichten einsickern. Dieses durch den Boden gefilterte Wasser ist sauber und dient den Menschen als hervorragendes Trinkwasser. Durch sein großes Wasserspeichervermögen verzögert der Waldboden den Wasserabfluss und schützt uns so wirkungsvoll vor Hochwassergefahren.“ Zitat aus „Der Waldboden lebt“, WSL Schweiz. *****

 

  • Welterbe Wassersystem Augsburg

Bereits im Mittelalter wurde das Wasser des Lech in Augsburg im Stadtwald so in Kanäle gelenkt, dass es bis heute zur Trinkwasserförderung zur Verfügung steht. Bereits im 13. Jh. trennte man Brauchwasser von Trinkwasser. 2019 wurde das wasserwirtschaftliche System der Stadt Unesco-Weltkulturerbe. ******

 


* https://www.unep.org/resources/emerging-issues/working-plants-soils-and-water-cool-climate-and-rehydrate-earths

**        https://www.dw.com/de/die-fliegenden-fl%C3%BCsse-des-amazonas/a-64564561

***      https://www.lwf.bayern.de/boden-klima/bodeninventur/012063/index.php

****   https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/waldboden/wald-und-wasser

***** https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/waldboden/der-waldboden-lebt

****** https://wassersystem-augsburg.de/de/vom-fluss-die-stadt