Mit Wildlingen beim Waldumbau Geld sparen

Für die Aufforstung und den Waldumbau braucht es Pflanzen. Statt dem Kauf in der Baumschule bietet sich auch die Wildlingsgewinnung im eigenen Wald an

Weiß-Tannensämlinge als Ergebnis eines Mastjahres: Erreichen die Sämlinge Kniehöhe, können Sie als Wildlinge gewonnen werden. Quelle: Jan Böhm

Erfurt (hs): Wildlinge sind junge Forstpflänzchen, die unter Waldbäumen ausgegraben und an anderer Stelle im Wald wieder eingepflanzt werden. Vor allem Buchen, Tannen, Ahorne, Linden und selbst Eichen sind dafür geeignet.
Der Waldbesitzende spart bei der Wildlingsgewinnung das Geld für den Kauf von Baumschulware, er hat kurze Wege im eigenen Wald bei frischestem Pflanzmaterial und ist hochflexibel: Er kann lückige Naturverjüngungen ergänzen, Kleinstflächen bepflanzen oder den Waldumbau in kleinen Schritten vorantreiben. „Aufforstung und Waldumbau mit Wildlingen kann wirtschaftlich sein, gerade für Kleinprivatwaldbesitzende, die gern selbst ihren Wald bewirtschaften“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Es lohnt also gerade in „Mastjahren“ ein Blick auf den Waldboden. Einige Hinweise sollten allerdings berücksichtigt werden.

 

Voraussetzung: Reichlich Naturverjüngung im eigenen Wald

Um überhaupt Wildlinge gewinnen zu können, braucht es reichlich Naturverjüngung im eigenen Wald, wie sie sich nach „Mastjahren“ einstellt. „Mastjahre“ sind Jahre, in denen Bäume stark blühen und später fruktifizieren. Sie treten allerdings nur alle paar Jahre auf, da sie dem Baum viel Kraft abverlangen. Frost, Trockenheit und Pilze können zudem Blüte wie auch Mast zusätzlich reduzieren. Tritt eine Vollmast auf, sind pro Quadratmeter vier bis fünf besonders vitale Jungpflanzen möglichst mehrerer Altbäume zu verwerten.
Die sollten allerdings nicht höher als 40 bis 50 cm sein, da nur diese kleinen Pflanzen auch eine kleine Wurzel besitzen. Letzteres ist wichtig bei der Wiederverbringung in den Waldboden, da sie keinesfalls verletzt werden sollte. Wildlinge sollten man deshalb auch nur bei gut durchfeuchteten, lockeren und sandig-lehmigen, möglichst steinfreien Böden gewinnen. Mit dem Hohlspaten können sogar Ballenpflanzen entnommen und wieder verpflanzt werden. Überhaupt: Bei der Arbeit mit Wildlingen ist den Wurzeln größtes Augenmerk zu schenken. Sie dürfen bei der Pflanzentnahme weder abreißen, noch vertrocknen und auch nicht geknickt werden. Sinnvoll ist es auch, dass an der Wurzel klebende Erdreich nicht abzuschütteln, sondern an der Pflanze zu belassen –

zum Schutz der Wurzel vor Austrocknung und Beschädigung. Der Waldbesitzende sollte also dem Wurzelwerk der Wildlinge größtes Augenmerk schenken und die Pflänzchen streng qualitätsorientiert sortieren. Wildlinge mit beschädigten Wurzeln, wenig Feinwurzeln, mit krummen oder verbissenen Trieben oder gar Pilzbefall sind untauglich.

 

Der Gesetzgeber erleichtert die Wildlingsgewinnung

Wildlinge unterliegen genau wie Baumschulpflanzen dem strengen deutschen Forstvermehrungsgutgesetz. Der Gesetzgeber macht nur in einem Fall eine Ausnahme: Werden die Wildlinge im eigenen Wald gewonnen und im eigenen Wald verwendet, entfallen die gesetzlichen Schranken. Trotzdem sollte der Waldbesitzende darauf achten, nur dort Wildlinge zu gewinnen, wo der Ausgangsbestand mit Qualität und Wüchsigkeit überzeugt.

„Und natürlich ist die Verbisssituation im eigenen Wald zu bewerten. Bei zu starkem Verbiss sollte der Schutz der Naturverjüngung wie auch der daraus verpflanzten Wildlinge in Erwägung gezogen werden“, so Gebhardt abschließend. Dann ist die Wildlingsgewinnung gerade für den Kleinprivatwaldbesitzenden eine durchaus rentierliche Maßnahme.